Ein Kind nimmt das eigene geschlechtliche Empfinden immer vor den Eltern wahr (selbst wenn es ihm, altersbedingt, nicht immer gelingt, das so zu verbalisieren).
Das bedeutet, dass Eltern vom Wechsel der Geschlechterrolle des Kindes eigentlich immer mehr oder weniger überrascht werden. Für manche Eltern kommt es komplett aus heiterem Himmel, für andere ist es eine erlösende Erklärung für viele unverständliche Verhaltensweisen des Kindes.
Eltern werden möglicherweise
– das Gefühl haben, in ein tiefes Loch zu fallen,
– schlimme Verlustängste zu durchleiden,
– das Gefühl haben, dass ihr Innerstes nach außen gekehrt wird,
– sich die Frage stellen, was sie tun müssen, damit ihr Kind glücklich wird. Sie werden sich diese Frage hundert Mal stellen und werden keine zufriedenstellende Antwort von Außenstehenden erhalten. Die Antwort liegt allein im Kind,
– für einige Tage das Gefühl haben, als wenn ihr Kind gestorben wäre. (In gewissem Maße ist natürlich ein ganz bestimmter Aspekt in der elterlichen Wahrnehmung des Kindes tatsächlich nicht mehr da.)
– an Mobbing denken, welches das Kind vielleicht erleben wird,
– an die Pubertät des Kindes denken, die nun möglicherweise um ein Vielfaches schwieriger werden wird, als sie üblicherweise sowieso schon ist. Und vielleicht fragen sie sich, wie das Kind jemals eine_n Beziehungspartner_in kriegen kann, was mit Familie und mit Enkelkindern ist, usw..
– noch viele, viele andere Gedanken und Sorgen haben, die ihnen einfallen und durch den Kopf gehen werden,
– sich möglicherweise in Ihrem Familien- und Bekanntenkreis und bei der Arbeit rechtfertigen müssen. Sie werden täglich ein Dutzend mal die gleiche Geschichte erzählen, gegen Vorurteile angehen müssen, ihre Entscheidung begründen und ihr Kind irgendwie in Schutz nehmen.
Es wird sehr anstrengend sein.
Aber irgendwie schaffen es alle Eltern, denn es gibt eigentliche keine Alternative. Irgendwo her finden sie dann doch die Kraft, den richtigen Weg zu gehen, vor allem wenn man im Laufe der nächsten Tage und Wochen sieht, wie das Kind in seinem Leben als der Mensch, der er ist, aufblüht und glücklich ist.
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