Wie entwickelt sich eigentlich das Geschlecht?
Bis etwa zur 7. Schwangerschaftswoche weist kein Mensch über das genetische Geschlecht (Chromosomen) hinaus Geschlechtsmerkmale auf. Die Entwicklung Letzterer beginnt erst ab etwa der 8. Schwangerschaftswoche. Bei den meisten Menschen entwickeln sich die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale entsprechend der bereits genannten Geschlechtschromosomen X und Y. Daran sind allerdings vielfältige Prozesse gekoppelt, die an vielen Stellen (z.B. fehlende Blockade von Hormonen, veränderte Rezeptoren usw.) eine andere Entwicklung nehmen können, als aufgrund der Basis z.B. 46,XX oder 46,XY zu erwarten wäre. So lassen sich auf körperlicher Ebene die zahlreichen Variationen der Geschlechtsmerkmale bzw. -entwicklung erklären, von denen einige bereits skizziert wurden.
Vor diesem Hintergrund erscheint die immer wieder auftretende Frage danach, wie viele Geschlechter es eigentlich gibt, nachvollziehbar. Zudem ist die Variabilität körperlicher Erscheinungen innerhalb der „Kategorien“ weiblich und männlich extrem hoch. Genau genommen sieht jedes Genital wie auch alle weiteren Geschlechtsmerkmale von Mensch zu Mensch unterschiedlich aus. Je nachdem, wie genau wir Beschreibungen vornehmen, lassen sich mehr oder weniger Kategorien erfassen.
Die Einsortierung eines Menschen nach der Geburt in die beiden großen Gruppen „weiblich“ / „männlich“ allein aufgrund der äußeren, sichtbaren Körpermerkmale ist veraltet, überholt und muss überdacht werden!
Erfolgt nach der Geburt eine Fehlzuordnung, muss der betroffene Mensch noch heute hart kämpfen, damit dieser Fehler korrigiert wird und sein Geschlechtsempfinden anerkannt wird.
Aufgrund zahlreicher Beispiele wissen wir inzwischen, dass die Unterteilung der Menschen nach den Geschlechtsmerkmalen in zwei große Gruppen zu Kinder- und anderen Menschenrechtsverletzungen führt. Daher erscheint die Forderung nach Aufweichen dieser strikten binären Kategorisierung verständlich und unterstützenswert. Eine Erziehung, die Kinder und Jugendliche dazu befähigt, sich kritisch mit Kategorien und Stereotypen auseinanderzusetzen, gibt ihnen Rüstzeug, um zu selbständig denkenden und verantwortungsvoll handelnden Menschen zu werden.
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