Es gibt Fälle, in welchen trans Kinder bzw. trans Menschen in ihr ursprünglich zugeordnetes Geschlecht zurückwechseln. Falls dieses Zurückwechseln (Fachbegriff: „Detransition“ oder „Retransition“) denn überhaupt passiert, bedeutet das nicht, dass der betreffende Mensch nachher glücklich und zufrieden ist oder, dass sie sich mit dem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht identifizieren.
Die Retransition erfolgt auch viel, viel seltener als in manchen Quellen behauptet wird (siehe Kap.01.1). Zudem gibt es Berichte von Menschen, die eine Retransition durchgeführt haben und trotzdem ihre Transition nicht bereuen. Sie betrachten ihre Erfahrungen als Teil ihres Lebensweges.
Die Zahlen, die in den Medien und auch von namhaften Instituten aus Mangel an guten Studien genannt werden, sind extrem unterschiedlich.
Wer wissen will, welcher Anteil der trans Kinder bzw. trans Jugendlichen wieder in das bei der Geburt zugeordnete Geschlecht wechselt, hört derzeit Zahlen im Bereich von 10%–90%. Beim Blick in seriöse Studien, lassen sich insbesondere Zahlen von über 10% nicht bestätigen.
Wahrscheinlich liegt die tatsächliche Quote für Retransition bei unter 1%.
Es scheint wohl so zu sein, dass diese seltenen Fälle, in welchen trans Personen in ihr bei der Geburt zugeordnetes Geschlecht zurückwechseln, von vielen Medien gleichzeitig aufgegriffen und aufgebauscht werden, wodurch der Eindruck entsteht, es würde sich um viele Fälle handeln. 🙁
Wie kommt es zu dieser Diskrepanz der Zahlen?
Es gibt derzeit noch keine große Studie zum Thema „trans“, die qualitativ befriedigende Ergebnisse liefern würde. Sehr viele Leute, die im trans Bereich tätig sind, nennen falsche Zahlen (teils leider auch bewusst), zitieren Studien, die nicht existieren oder aus dem Zusammenhang gerissen sind.
Sehr beliebt ist auch folgendes Vorgehen: es gibt keine allgemein festgelegte Regel, was genau eine trans Person ist. Wie lange muss eine Person den Wunsch verspüren, dem anderen Geschlecht anzugehören? Zählt man auch Jugendliche mit, die sich seit 1-2 Wochen in ihrem Körper unwohl fühlen, was sich aber in wenigen Wochen wieder legen wird? In diesem Fall erhält man natürlich völlig andere Aussagen aus Statistiken.
Ebenfalls ein interessanter Aspekt:
In den Niederlanden wird jeder Fall einer Abweichung von der Geschlechternorm bei Kindern und Jugendlichen an eine zentrale Stelle in Amsterdam gemeldet. Diese Vorgehensweise schreibt das niederländische Gesundheitssystem vor. Es wird aber nicht erfasst, ob das Kind nur seit wenigen Tagen/Wochen ein Unwohlsein mit dem eigenen Geschlecht empfindet oder seit Monaten oder gar Jahren einen Widerspruch im Geschlechtsempfinden zum körperlichen Geschlecht verspürt. Es werden sogar Kinder in jungem Alter erfasst, die „nur“ geringes geschlechtsvariantes Verhalten aufweisen (trägt also beispielsweise ein fünfjähriger Junge ein paar Tage lang gerne eine Halskette, wird er damit in dieser Statistik auch als quasi „trans“ erfasst).
Wenn nun aber in dieser Statistik alle Kinder und Jugendlichen erfasst sind, die – nach unseren Maßstäben – nicht trans sind, sondern nur eine vorübergehende Phase durchleben oder geschlechtsvariantes Verhalten zeigen, ist selbstverständlich, dass es eine hohe Quote von Resistern „vermeintlich festgestellt werden“. (Die niederländische Quote für Retransition liegt wohl bei ca. 75%.)
Man kann die Zahlen aus den Niederlanden also nicht für unsere Zwecke heranziehen, da dieser Statistik eine völlig andere Definition für „trans“ zugrunde liegt, als jene die wir verwenden. (Unsere Definition von „Trans“ hatten wir in Kap.02.1 festgelegt.)
Trotzdem scheinen diese niederländischen Zahlen ein Ursprung für viele Zahlen zu sein, die im deutschsprachigen Raum kursieren. Zumindest gewinnt man diesen Eindruck, wenn man manche Artikel und Anmerkungen im Internet Schritt für Schritt zurückverfolgt.
Fazit: Es gibt keine aussagekräftigen Zahlen rund um das Thema „trans“. Dieses machen sich teilweise sogar renommierte Personen und Institutionen zu nutze, um gezielt Fehlinformationen zu verbreiten.
Andere übernehmen mangels besserem Wissen diese Zahlen und das Zahlenchaos nimmt seinen Lauf.
Eine Vermutung (die auf unseren Erfahrungen beruht und ausdrücklich ohne statistischen Beleg ist):
Von den Personen, die im Kindes- und Jugendalter trans „werden“, wechseln sehr wenige in ihr, bei der Geburt, zugeordnetes Geschlecht zurück (Richtgröße: 0,3%-3%).
Von den Personen, die im Erwachsenenalter trans „werden“, scheint die Quote der Detransition höher zu sein (Richtgröße: 10%).
Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Verlust von Familie und Freundeskreis wie auch Unzufriedenheit mit dem operativen Ergebnis könnten eine wesentliche Rolle spielen, die in der Kindheit und Jugend noch kaum zutreffen.
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