Der Begriff trans kommt aus dem Lateinischen und bedeutet jenseits.
Den Begriff „trans Mensch“ könnte man also verstehen wie: „Ein Mensch, der ins andere Geschlecht hinüber wechselt“.
Menschen, die nicht trans sind, werden als cis Menschen bezeichnet. („cis“ – lateinisch im Sinne von „diesseits“).
Selbst im Deutungsbereich von trans Menschen wird der Begriff trans von Laien, auch von Medien, nur als Oberbegriff für eine Vielzahl von Unterformen verwendet, so dass es regelmäßig zu Verwirrungen kommt.
Derzeit werden die Begriffe trans, transsexuell und intersexuell in unserer Gesellschaft häufig pauschal in einen Topf geworfen und für alle Personen verwendet, die sich nach medizinischen Normen nicht eindeutig dem Weiblichen oder Männlichen zuordnen lassen(). Häufig werden sie auch mit verschiedenen Formen der sexuellen Orientierung verwechselt. Das ist natürlich gleich auf mehreren Ebenen problematisch. Schon an dieser Stelle wird häufig ignoriert, dass es einen körperlichen und geistigen Aspekt gibt, der nicht vermischt werden sollte.
Der geschlechtliche Aspekt des Menschen umfasst verschiedene Bereiche. Zu den wesentlichen gehören der körperliche und der geistige bzw. seelische Bereich, die miteinander in Verbindung stehen. Allerdings ist über diese Verbindung und die Wechselwirkungen dieser Bereiche noch sehr wenig bekannt. Dies gilt ebenfalls für einen dritten wesentlichen Bereich, den sozialen bzw. gesellschaftlichen Bereich.
In der klassischen Vorstellung fühlt sich eine Person, die aufgrund ihrer körperlichen Geschlechtsmerkmale (insbesondere Penis und Hoden) dem männlichen Geschlecht zugeordnet wurde, als Junge/Mann und eine Person, die aufgrund einer Vulva und einer Klitoris dem weiblichen Geschlecht zugeordnet wurde, als Mädchen/Frau. Das ist so nicht zwingend der Fall!
Es gibt ein geschlechtliches Empfinden, die „geschlechtliche Selbstwahrnehmung“ (bei älteren Kindern und Jugendlichen oftmals auch als „Geschlechtsidentität“ bezeichnet), wobei diese nicht immer mit der Zuordnung als Junge oder Mädchen übereinstimmt.
Stellen Sie sich mal zur Verdeutlichung folgende Situation vor:
Nehmen wir mal an, Sie seien bei der Geburt dem männlichen Geschlecht zugeordnet und empfinden sich auch so (damit wären Sie eine cis geschlechtliche Person). Nun werden Ihnen eines Nachts heimlich, während Sie schlafen, Penis und Hoden entfernt und Brüste, Vulvalippen und Klitoris hinzugefügt, also aufgebaut. Würden Sie, wenn Sie nun morgens aufwachen, denken: „Huch! Ich sehe ja wie eine Frau aus!“ und ab dem Moment würden Sie sich als Frau fühlen?
Mit Sicherheit nicht! Die geschlechtliche Selbstwahrnehmung (bzw. die Geschlechtsidentität) hängt nicht unbedingt vom körperlichen Aussehen, von den Genen oder von den Geschlechtsmerkmalen ab. Sie fühlen sich also nicht als Mann oder Frau, nur weil Sie einen entsprechenden Körper haben.
Zugegeben – das Beispiel hakt an manchen Stellen. Dennoch vermittelt es, dass das Empfinden, ob man ein Mann oder eine Frau ist, ein Gefühl ist, das von sehr weit innen kommt und nicht von außen oder durch andere beeinflussbar ist.
Trans Jungen werden in einem Körper mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren, womit alle beteiligten Personen bei der Geburt davon ausgehen, dass es sich um ein Mädchen handelt. Irgendwann wird dieser Mensch erkennen, dass die weibliche Identität, die von der Gesellschaft von ihm erwartet wird, überhaupt nicht passt. Allmählich formuliert das Kind: „Alle nennen mich `Mädchen´. Aber ich bin doch ein Junge!“.
Trans Mädchen werden in einem Körper mit männlichen Geschlechtsmerkmalen geboren, womit alle beteiligten Personen bei Geburt davon ausgehen, dass es sich um einen Jungen handelt. Irgendwann wird auch diese Person erkennen, dass die männliche Identität, die die Gesellschaft von ihr erwartet, überhaupt nicht passt. Und auch dieses Kind formuliert irgendwann: „Alle nennen mich `Junge´. Aber ich bin tatsächlich ein Mädchen!“
Ältere Kinder oder Jugendliche suchen sich die passenden Begriffe meist selber aus dem Internet.
Manchen Menschen ist schon in der frühen Kindheit (teils bereits im KiTa-Alter) klar, dass die Zuordnung als Mädchen bzw. als Junge nicht passt. Bei anderen Menschen nimmt diese Erkenntnis mehr Zeit in Anspruch, manch andere trauen sich vielleicht auch nicht gleich, es zu äußern.
Ein völlig anderer Aspekt ist, wenn Menschen mit körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, die seitens der Medizin nicht vermeintlich eindeutig dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugeordnet werden können. Es handelt sich also um Menschen, die in der Regel sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale haben. Es ist möglich, dass sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale voll ausgebildet sind, meist ist nur das Merkmal des einen Geschlechts voll ausgebildet und vom anderen Geschlecht sind nur einzelne Elemente vorhanden (z.B. also ein Junge, der Penis und Hoden aufweist, zusätzlich aber noch Eierstöcke hat.)
Menschen mit einer „Mischung“ von weiblichen und männlichen Körpermerkmalen, werden als Intersex-Personen, intergeschlechtliche Personen oder Personen mit Variationen der Geschlechtsmerkmale bezeichnet.
Intergeschlechtlich und trans sind also nicht das Gleiche, sie werden jedoch immer wieder miteinander verwechselt.
Cis Mädchen haben ein weibliches Geschlechtsempfinden und weibliche Geschlechtsmerkmale.
Cis Jungen haben ein männliches Geschlechtsempfinden und männliche Geschlechtsmerkmale.
Trans Mädchen haben ein weibliches Geschlechtsempfinden und männliche Geschlechtsmerkmale.
Trans Jungen haben ein männliches Geschlechtsempfinden und weibliche Geschlechtsmerkmale.
Die nachfolgenden Schemata verdeutlichen die Vielfältigkeit unterschiedlicher Aspekte von Geschlecht.
Modell der Vielfalt bei biologischem Geschlecht, sozialer Rolle und geschlechtlicher Selbstwahrnehmung.
Erläuterung der Grafik:
Zwischen dem Raum für maskuliner und femininer Selbstwahrnehmung bzw. sozialer Rolle bzw. Geschlechtsmerkmalen können diese auch beides beinhalten oder eben zwischen maskulin und feminin liegen. Außerhalb dieses Raumes existiert noch die Möglichkeit von keiner, einer fluiden, abinären oder diversen Selbstwahrnehmung bzw. sozialen Rolle.
Nicht binäre Personen (auch abinäre Personen genannt) haben keine binäre Geschlechtswahrnehmung. Diese kann weiblich und männlich zugleich sein und in unterschiedlichen Ausprägungen vorliegen. Die Geschlechtswahrnehmung kann auch zeitweise abwechselnd mal männlich, mal weiblich sein. Das heißt dann genderfluid bzw. fluide. Es gibt auch durchaus Personen, die überhaupt kein Geschlechtsempfinden haben. Darüber hinaus gibt es weitere nicht binäre Identifikationen außerhalb der geschlechtlichen Binarität.
Intergeschlechtliche Menschen weisen Geschlechtsmerkmale auf, die gemäß medizinischer Normen sowohl dem weiblichen als auch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden, z.B. beim gleichzeitigen Vorhandensein von Penis, einer Gebärmutter und meist auch des oberen Teils der Vagina.

Bei trans Personen sind die Körper scheinbar vertauscht, sie sind oftmals jedoch binär, also eindeutig weiblich oder eindeutig männlich (sowohl körperlich als auch von der Geschlechtswahrnehmung her).
Bei trans Mädchen ist die geschlechtliche Selbstwahrnehmung weiblich, sie weisen männliche Geschlechtsmerkmale auf.
Bei trans Jungs ist die geschlechtliche Selbstwahrnehmung männlich wie bei cis geschlechtlichen Jungs auch, sie weisen aber weibliche Geschlechtsmerkmale auf.
Intergeschlechtliche Menschen können auch trans sein, wenn sie diese Zuordnung für sich als passend erleben. Ihr Körper kann nach medizinischen Normen weder nur dem weiblichen noch ausschließlich dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden. Manche von ihnen finden sich in dem Geschlecht wieder, das ihnen bei der Geburt zugeordnet wurde, sie können sich durchaus als cis geschlechtlich empfinden. Einige von ihnen ordnen sich dem sogenannten Gegengeschlecht zu und können sich als trans empfinden. Wieder andere finden sich in keiner der beiden binären Geschlechterkategorien wieder. Für einige von ihnen passt der Begriff „abinär“ bzw. „nicht binär“ am Besten, andere äußern, keine Geschlechtsidentität zu haben. Letztere äußern mitunter, dass sie sich ihrer sozialen Rolle als Frau oder Mann bewusst sind und diese mehr oder weniger erfüllen, sie aber nicht nachvollziehen können, was es bedeuten soll, sich als Frau oder Mann zu fühlen.
Insbesondere bei jungen Menschen gibt es die Herausforderung, dass für Eltern und andere Erwachsene schwer abzuschätzen ist, wann ein Kind wirklich trans ist und wann es sich nur um eine vorübergehende Phase handelt, während der es gerne die Rolle des anderen Geschlechts einnimmt. Eltern und Personen, die diesem jungen Menschen nahestehen, entwickeln im Laufe der Zeit in der Regel ein Gespür dafür, ob es sich vielleicht eher um eine vorübergehende Phase handelt, oder ob da „mehr“ ist.
Für den Alltag spielt die Frage, ob Phase oder dauerhaft, erst einmal eine nachgeordnete Rolle. Im Vordergrund stehen die Bedürfnisse des Kindes. Was braucht es? Passt z.B. ein neuer Vorname besser als der bisherige? Hierbei handelt es sich für Eltern oftmals um einen schmerzhaften Aspekt, da sie meist den Vornamen mit viel Liebe und Bedacht ausgewählt haben. Weitere Fragen können sein, ob an der Kleidung etwas geändert werden sollte und erst recht, ob außerhalb der Familie das Thema angeschnitten werden soll und in welcher Weise.
Die Wissenschaft hat aufgrund von mangelnder Forschung noch keine belegbaren medizinischen Erkenntnisse vorliegen.
Es gibt aus der Psychologie für trans ein paar interessante Definitionen, die zwar für eine grobe Beschreibung ausreichen, jedoch nicht für die Psychotherapie und schon gar nicht, um eine juristische Gesetzeslage zu schaffen, welche trans Personen einigermaßen gerecht wird.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass es in psychologischen, psychotherapeutischen, medizinischen sowie juristischen Bereichen sehr unterschiedliche Handhabungen gibt, die teilweise recht widersprüchlich erscheinen. Sie werden also in allen Fachbereichen Expert_innen zum Thema trans finden, die teils unterschiedliche, sogar gegengesetzte, Meinungen zu vertreten scheinen.
Sollten Sie also eine Expertin bzw. einen Experten zu Rate ziehen, achten Sie also unbedingt darauf, welche Meinung und Position diese Person vertritt, ob sie z.B. dem jungen Menschen zuhört und das Gesagte ernst nimmt oder Erklärungen findet, warum der betreffende junge Mensch z.B. nicht mit einem von ihm als passend empfundenen Vornamen aktiv angesprochen werden sollte.
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